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Weihnachten in Pegau

Weihnachtsbrauchtum

Weihnachtsbrauchtum Bildunterschrift anzeigen Bildunterschrift anzeigen

Fotos: HH Koch

Die Landesstelle für Volksforschung hatte im Jahre 1936 durch die Volkstumswarte des NS-Lehrerbundes Sachsen eine volkskundliche Erhebung über Weihnachtsbrauchtum durchführen lassen (siehe Pegauer Heimatblatt 12/1995). Für Pegau übernahm der Lehrer und damalige Vorsitzende des Vereins für Heimatkunde zu Pegau, Fritz Irmscher, die Beantwortung der ausgereichten Fragebögen. Die Zusammenstellung und Bearbeitung der aus nahezu allen Schulbezierken eingegangenen Fragebögen besorgte der Hagenester Lehrer Max Liebig. Im Folgenden werden daraus die Passagen über das Weihnachtsgebäck und die Heiligabendspeisen zum Abdruck gebracht. Der Text wurde redaktionell gekürzt. Auslassungen sind durch ... kenntlich gemacht.Weihnachtsgebäck Weihnachtsgebäck ist überall der Stollen: Mandel- und Rosinenstollen. Zu gleicher Zeit bäckt man in zahlreichen Fällen auch noch Kuchen...Den Kuchen ißt man gleich weg. Den Stollen dagegen schneidet man im allgemeinen erst am Heiligen Abend oder am 1. Feiertag an. Ausnahme bildeten hier und da nur sogenannte Kostestollen.

Es drängt doch die Hausfrauen zu wissen, ob der Stollen geraten ist oder nicht, möchte aber nicht gern so lange bis Weihnachten warten, denn der Backbetrieb beginnt für manche schon 3 Wochen vor dem Feste. Unangenehm ist es, wenn der Stollen nicht geraten ist. Schliffbacken, Verbrennen, Bröckeln oder gar Zerbrechen deutet vielerorts auf Unglück in der Wirtschaft, Krankheit oder Tod in der Familie oder in der Verwandtschaft.

Neben den Stollen tritt als Weihnachtsgebäck noch Pfefferkuchen. Als Herzen, Sterne, Ringe, Hänsel und Gretel, Reiter, Krüge, Körbe, Glocken, Tafeln, Männer und Frauen kommt er auf den Weihnachtstisch. Man formt ihn mit Hilfe sogenannter Ausstechformen. Sehr oft kauft man den Pfeffer- und Lebkuchen aber auch beim Bäcker, läßt ihn sich von Nürnberg kommen oder bringt ihn von Pulsnitz mit, wo zur Zeit dauernd sächsische Gemeinderäte zur Schulung weilen.

Das Heiligabendessen

In sehr vielen Familien unseres Kreises wird am Heiligen Abend ein Gericht mit Hering gegessen, sei es nun als Heringssalat oder als marinierter Hering mit Kartoffelsalat. Geschätzt ist dabei Rogen, denn dieser bedeutet Geld (Pegau), verhütet, dass im kommenden Jahre das Geld ausgeht (Hain).

Hier und da tischt man auch Karpfen auf, z. B. in Audigast, Hain, Hainichen, Bad Lausick und Tautenhain. Dabei soll vorteilhaft sein, einige Karpfenschuppen in die Geldbörse zu stecken. Auch deshalb: damit das Geld nie ausgeht.

Andere Gerichte sind: Fleischsalat mit Brötchen (Audigast, Kitzscher, Rötha und Zöpen) , Brühwürstchen (Hopfgarten, Auligk, Neukirchen - Bubendorf und Oberfrankenhain) oder Bratwurst mit Sauerkraut (in Gatzen vereinzelt), in Kieritzsch vielfach, in Neukirchen - Bubendorf und Prießnitz mehrfach, in Seifersdorf wieder vereinzelt. Etliche ziehen Klöße vor (Hainichen, Niedergräfenhain).

Es soll mit Klößen das große Geld im Hause bleiben, sagt man in Niedergräfenhain. Ferner gibt es als Vorgeschmack für den Braten des 1. Feiertages am heiligen Abend das Gänseklein mit Reis: in Mölbis, Michelwitz, Neukirchen und Trages-Thierbach...In Erinnerung ist hier und da auch noch das 9erlei: in Elbisbach, Elstertrebnitz, Nauenhain, Regis-Breitingen und Tautenhain...Das Elstertrebnitzer 9erlei bestand aus Kartoffeln, Hering, Apfel, Wurst, Schinken, Salz, Pfeffer, Essig und Öl.

Die Tautenhainer verstanden darunter Sauerkraut mit Bratwurst, Heringssalat, Kartoffelsalat mit Rapünzchen und Eiern, Butterbrot und Wurst und Kompott. Es kam bei ihnen nicht so darauf an, was und wieviel im einzelnen gegessen wurde; Hauptsache war, dass es 9 verschiedene Speisen waren.


Eine alte Regel für das Heilig-Abend-Essen ist: alles aufessen, damit der Feiertagsbraten schmeckt. Das Beilageblatt zu Nr. 152 der Pegauer Zeitung vom Sonnabend, den 24. Dezember 1932 widmete unter der Rubrik „Frauenzeitung“ eine ganze Seite der Vorbereitung des Weihnachtsfestes. Es war ein Weihnachtsfest in schlechter Zeit, das von der Weltwirtschaftskrise überschattet war.

Weihnachtsbrauchtum-2

Umgang mit dem Weihnachtsbaum

Kleines Kapitel zu seiner „Lebensverlängerung“.

Unter denen, die sich die alljährliche Freude am Tannenbaum nicht nehmen lassen - mag er noch so klein sein - ,kennt man zwei Gruppen: die einen, die darauf schwören, den Baum so früh als möglich zu besorgen, die anderen, die ihn im letzten Augenblick besonders preiswert zu erstehen hoffen!


Von der Hausfrau aus gesehen, sind die ersteren zu bevorzugen! Je frischer man nämlich den Baum ins Haus bekommt, um so größer ist die Möglichkeit, ihn auch tunlichst lange frisch zu erhalten. Man soll den Baum, sobald man ihn erstanden hat und natürlich bevor man ihn in das Holzkreuz oder den eisernen Fuß zwängt, 24 Stunden lang in einen gut gefüllten Eimer mit Wasser stellen.

Dies empfahl Frau Lilli E den Lesern der „Frauenzeitung“ und eine gewisse Tilly wartete mit einem Sparrezept für die Weihnachtsfeiertage auf: Wie mit den Überresten von Weihnachten zu verfahren ist, dafür gab die „Frauenzeitung“ zum Schluss.

Praktische Winke

Kerzenreste sollen nicht fortgeworfen werden. Mit Terpentinöl gemischt, ergeben sie ein brauchbares Bohnerwachs. Außerdem glätten sie vorzüglich die Bügeleisen und eignen sich besser als alle Fette zum Einreiben der Backbleche.
Quelle: Stadt Pegau