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30 Jahre Deutsche Einheit in Döbeln

Menschen voller Hoffnungen … und der Stand der Dinge heute

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Mit der Maueröffnung begann sichtbar die Zeit der Hoffnungen, aber auch Ängste in Ost und West. Foto: Archiv

Bürgermeister, Kulturschaffende und Unternehmer aus dem Kreis Döbeln haben alle eine eigene Sicht auf das Deutschland, dessen Veränderung sie mitmachten und in dem sie heute leben. Wir wollten von ihnen wissen: Wie haben Sie den Tag der Wiedervereinigung persönlich erlebt? Welche Hoffnungen haben Sie vor 30 Jahren mit dem vereinten Deutschland verbunden? Was ist für Sie heute Deutschland? Die Antworten sind so vielfältig wie die Region.

Stimmen und Meinungen aus der Region zu 30 Jahren Einheit

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Steffen Ernst, Bürgermeister Waldheim

… war am Tag der Wiedervereinigung 26 Jahre alt, hatte die sozialistische Regierungsform in allen Facetten erlebt. Vergisst nie den Moment seiner Reise nach München wenige Stunden nach der Maueröffnung.

Hoffnungen?

Es war natürlich wie bei vielen anderen auch die Meinungsfreiheit sowie die Reisefreiheit mit einer deutschen Mark in der Geldbörse. Da ich aus dem Konditoreihandwerk stamme, war auch die Rohstoffvielfalt zur Herstellung unserer Produkte von einem Tag auf den anderen eine vollkommen neue Situation. Das Leben wurde bunter und vielfältiger, man entwickelte neue Ziele, an die zuvor nicht zu denken war.

Deutschland heute?

Wir müssen darauf achten, dass uns nicht ein Teil der damals erkämpften Demokratie verloren geht.

Manchmal glaube ich, dass das große Zimmer Freiheit, das wir vor 30 Jahren geöffnet haben, an Quadratmetern verliert. Das dürfen wir nicht zulassen, denn ohne Freiheit gibt es auch keine Demokratie.

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Sven Viehrig, Vorstand WGF Döbeln

… war am Tag der Wiedervereinigung 13 Jahre alt. Wusste: An Omas Geburtstag, 18. Oktober 1989, trat Erich Honecker zurück.

Deutschland heute?

Deutschland und Döbeln sind Heimat und Lebensmittelpunkt meiner Familie. Ich freue mich, durch meine Arbeit etwas zu tun, die Region attraktiver zu gestalten.

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Ronald Kunze, Bürgermeister Hartha

… war bei den Montagsdemos und hatte ein merkwürdiges Gefühl zu wissen, dass in den Seitenstraßen Freunde in Soldaten-Uniformen stehen.

Hoffnungen?

Die Freiheit, das Leben selbst gestalten zu können, war die größte Hoffnung.

Deutschland heute?

Deutschland steht vor einer Zerreißprobe, driftet manchmal ins Extreme. Das sehe ich bei Auflagen für Baumaßnahmen und Forderungen im Umweltschutz. Das macht mir Angst.

"Manchmal glaube ich, dass das große Zimmer Freiheit, das wir vor 30 Jahren geöffnet haben, an Quadratmetern verliert."

Steffen Ernst
Bürgermeister Waldheim

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Sven Liebhauser, Oberbürgermeister Döbeln

… war zur Wendezeit neun Jahre alt.

Hoffnungen?

Meine Generation ist in diese Zeit hineingewachsen. Wir sollten uns erinnern, wie sie zustande kam.

Deutschland heute?

Naturgemäß blicken wir als Deutsche von „Innen“ auf unser Land und sehen Dinge, die vermeintlich im Argen liegen. Andere, die von „Außen“ auf Deutschland blicken, sehen ein Land mit vielem Erstrebenswerten. Wir leben seit 75 Jahren in Frieden, in einem wirtschaftlich und sozial starken System.

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Maik Schroeder, Bauplanungsbüro Döbeln

… war am Tag der Wiedervereinigung 14 Jahre alt.

Deutschland heute?

Empfinde ich als meine Heimat. Ich schätze es sehr, dass wir in Deutschland ein selbstbestimmtes Leben führen können, unsere Demokratie funktioniert und unser Land als Wirtschaftsstandort eine gute Basis bildet. Für mich ist das soziale und ehrliche Miteinander ein Teil dieses Heimatgefühls und wir sollten darauf achten, dass uns dies nicht verloren geht.

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Dirk Schilling, Bürgermeister der Gemeinde Ostrau

… wurde Anfang 1990 aus der NVA entlassen, hatte als junger Familienvater mit seinem Hausausbau zu tun.

Hoffnungen?

Dass sich Wirtschaftskraft und Wohlstand beider Länder angleichen und der Verfall der DDR-Bausubstanz gestoppt werden kann.

Deutschland heute?

Wir sind eines der stabilsten und erfolgreichsten Länder dieser Erde, was dem Fleiß und der Mentalität der Bürger zu verdanken ist.

"Und nicht über und nicht unter andern Völkern woll’n wir sein, von der See bis zu den Alpen, von der Oder bis zum Rhein."

"Und weil wir dies Land verbessern, lieben und beschirmen wir’s. Und das liebste mag’s uns scheinen so wie andern Völkern ihrs."

Bertolt Brecht - „Kinderhymne“
Christoph Nieders poetische Antwort auf die Frange nach der Hoffnung zu Deutschland

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Christoph Nieder, Musikdramaturg des Mittelsächsischen Theaters

... hat die Wiedervereinigung im Ruhrgebiet am Fernsehen sehr emotional erlebt.

Deutschland heute?

Ein kulturell und wirtschaftlich reiches Land in der Mitte Europas, dessen Zukunft nur in der europäischen Integration liegen kann.

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Veit Lindner, Bürgermeister in Roßwein

… feierte den Tag der Einheit im Jugendklub.

Deutschland heute?

Leider sind Offenheit und Warmherzigkeit heute vielfach dem Egoismus gewichen. Uns geht es im Vergleich zu anderen Nationen aber wirklich nicht schlecht.

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Andy Zemmrich, Zemmrich Immobilien Döbeln

... hatte zwischen 5.30 Uhr und 12.15 Uhr viel Zeit am Tag der Wiedervereinigung damit verbracht, auf die Welt zu kommen.

Deutschland heute?

Ein Land der Möglichkeiten! Für die Zukunft sehe ich große Chancen, von der Digitalisierung und Automatisierung zu profitieren. Dazu wird es aber nötig sein, die Bildung noch mehr zu fördern. Aufgrund meiner ehrenamtlichen Tätigkeit in Schulen sehe ich, wie viel Freude Schüler dabei haben, mit Hilfe moderner Technik wie VR-Brille und dem eigenen Smartphone zu lernen. Leider erzählen mir viele Schüler, dass vorhandene Techniken wie elektronische Tafeln fast ausschließlich von den jüngeren Lehrern in den Unterricht eingebunden werden. Hier gibt es sicher nicht nur in unserer Region Nachholbedarf.