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Wie funktionieren Leipzigs Gelbe Tonnen?

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Geht so nicht: Gelbe Tonne mit einem Fehlwurfaufkleber in Leipzig. 

Gelbe Tonnen sind in Leipzig ein heiß diskutiertes Thema. Denn ursprünglich hatte die Stadt bei der Entsorgung des Plastikmülls in Siedlungsgebieten auf Gelbe Säcke gesetzt – zum Leidwesen viele Bewohner in den Randgebieten. Dort rissen Marder, Waschbären, Krähen, Füchse, streunende Katzen, Hunde und andere Tiere die Säcke auf und an windigen Tagen wehte es die Inhalte durch die Siedlungsstraßen.Inzwischen ist die Stadt deshalb fast komplett auf Gelbe Tonnen umgestiegen. Von den 340 000 Leipziger Haushalten entsorgen mittlerweile nur noch 3300 mit Gelben Säcken. 2019 wurden 22 118 Tonnen Inhalte der Gelben Tonne gesammelt – pro Kopf 38 Kilogramm im Jahr. 2018 waren es 22 940 Tonnen – 39 Kilogramm pro Kopf und Jahr. Das Pro-Kopf-Aufkommen blieb also ungefähr gleich. Lediglich im Frühjahr diesen Jahres wurde ein Anstieg registriert, als wegen Corona Ausgangsbeschränkungen galten.

Plus-Angebot für weniger Kohlendioxid-Ausstoß / Entsorger machen „Fehlwürfe“ zu schaffen

Wertstofftonne „plus“ eingeführt

Im Gegensatz zu den beiden Nachbarlandkreisen – wo in Gelben Säcken und Tonnen nur Verpackungen aus Kunststoff, Metallen und Verbundstoffen gesammelt werden – kommt in Leipzig die „Gelbe Tonne plus“ zum Einsatz. In dieser dürfen zusätzlich auch „stoffgleiche Nicht-Verpackungen wie Spielzeuge, Schüsseln aus Kunststoff sowie Töpfe und Pfannen aus Metall entsorgt werden. Sie können wiederverwertet werden und reduzieren die Abfallmengen sowie den Kohlendioxid-Ausstoß deutlich.

22 118 t Material wurde 2019 in den Gelben Tonnen in Leipzig gesammelt – das sind pro Kopf 38 Kilogramm im Jahr.

Ursprünglich durfte in Leipzigs Plus-Tonnen auch kleiner Elektroschrott entsorgt werden. Doch das ist seit Anfang 2019 untersagt. Elektroschrott kann jetzt auf den Wertstoffhöfen abgegeben werden. Das soll sicherstellen, dass die in solchen Geräten enthaltenen Schadstoffe fachgerecht entsorgt werden und nicht Gesundheit oder Umwelt gefährden. Außerdem können so Rohstoffe wie Edelmetalle, Kupfer und Aluminium wiederverwendet werden.

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Das Gelände der Stadtreinigung in der Geithainer Straße in Leipzig. Fotos: André Kempner

Zu schaffen macht Leipzig zunehmend der auch in anderen deutschen Großstädten zu beobachtende Müll-Vandalismus. Nicht nur in den Parks, sondern auch in den Bio- und Gelben Tonnen häufen sich die „Fehleinwürfe“ – unter anderem volle Windeln, Glas, Bioabfälle und sogar Bauschutt. Ökologisch ist dies fatal. Denn ohne eine korrekte Abfallentsorgung ist keine Wiederverwertung möglich, und der ökologische Kreislauf wird unterbrochen.

Sanktionen bei Beanstandungen

Deshalb werden in Leipzig inzwischen an falsch befüllten Tonnen Aufkleber mit der Aufschrift „Beanstandung“ angebracht. Dann muss die Hausverwaltung dafür sorgen, dass die Fehlwürfe aus den Wertstofftonnen geholt werden. Aber in der Regel wird für diese Behälter eine Sonderleerung beauftragt: Die betroffenen Wertstofftonnen werden als „Restmüll“ kostenpflichtig entsorgt – die Mehrkosten trägt die Hausgemeinschaft.

50 % der Stoffe in der Gelben Tonne werden tatsächlich wiederverwertet. Im Handel gibt es inzwischen viele recycelte Produkte – von der Shampoo-Flasche über Gartenstühle bis hin zu Einkaufskörben und -taschen.

Kommt es weiter zu „Fehlbefüllungen“, müssen die Mieter sehen, wie sie ihren Kunststoff entsorgen. „Die Gelben Tonnen plus werden eingezogen, wenn trotz mehrfacher Anschreiben die Fehlwürfe nicht abnehmen“, sagt Susanne Zohl, Sprecherin des städtischen Eigenbetriebs Stadtreinigung. Die betroffenen Grundstücke würden für ein halbes Jahr von der Sammlung ausgeschlossen und könnten sich danach erneut Behälter bestellen. Pro Jahr betrifft das aktuell ungefähr 30 bis 40 Leipziger Grundstücke. Diese Anzahl ist gleichbleibend, es ist also kein Trend erkennbar, dass es mehr oder weniger werden.

Erfasst und entsorgt wird der Inhalt der Gelben Säcke und Tonnen von der Firma Abfall-Logistik Leipzig (ALL). Ihre Mitarbeiter bringen die Inhalte der Gelben Tonnen plus zur ALBA-Sortieranlage, die von der AVL Abfallverwertung Leipzig GmbH betrieben wird. In deren Anlage werden die Abfälle mit modernster Technik in sortenreine unterschiedliche „Fraktionen“, also Materialarten, sortiert. So werden unter anderem die verschiedenen Kunststoffarten – zum Beispiel PET, Polypropylen, Polystyrol und Polyethylen – getrennt.

Verwertungsquote von 50 Prozent

Nach der Sortierung gehen die unterschiedlichen Materialarten zu unterschiedlichen Verwertern. Dort erfolgt die stoffliche Verwertung, das heißt daraus entstehen Rezyklate, aus denen wiederum neue Produkte hergestellt werden. Im Handel gibt es inzwischen viele recycelte Produkte – von der Shampoo-Flasche über Gartenstühle bis hin zu Einkaufskörben und -taschen. Die Quote für die stoffliche Verwertung liegt bei rund 50 Prozent.

Manche Kunststoffverpackungen lassen sich nicht gut oder gar nicht recyceln. Darunter fallen aus mehreren unterschiedlichen, aber fest miteinander verbundenen Materialien wie verklebte Folienschichten aus verschiedenen Kunststoffen. Sie können im anschließenden Verwertungsprozess nicht voneinander getrennt werden und gehen daher in die energetische Verwertung, also in eine Verbrennungsanlage. Von Andreas Tappert