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Der Rasenballer

RB Leipzig Trainer Jesse Marsch: „Es ist Traumhaft, mit diesen Menschen zu Arbeiten“

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Immer positiv: Das ansteckende Lächeln ist eines der Markenzeichen von Jesse Marsch. Foto: C. Modla

Als sich der US-Amerikaner und dreifache Vater Jesse Marsch im Juli 2018 als neuer Assistent von RB-Cheftrainer Ralf Rangnick vorstellte, hinterließ er diese Botschaft: „Es ist eine Ehre für mich, Teil dieses großen Clubs zu sein. Ich freue mich auf eine große Herausforderung, möchte die Bundesliga und den deutschen Fußball besser kennenlernen und meinen Teil zum Erfolg beitragen.“ Ziemlich genau drei Jahre später ist der 47-jährige Ex-Nationalspieler, 321-fache Erstligaspieler der Major League Soccer und (Ex-)Erfolgstrainer der New York Red Bulls und von Red Bull Salzburg selbst Chef bei RB. Gespräch mit einem, der nasse Handtücher anzünden könnte, im Pokal mit den Seinen 4:0 in Sandhausen gewonnen hat und am Sonntag (15.30 Uhr) in Mainz auf seinen Freund Bo Svensson trifft.

Interview: Der neue RB-Trainer Jesse Marsch über seine ersten Wochen in Leipzig und „ständige Wiederholungen“

Glückwunsch zum Weiter - kommen. Zufrieden, froh und glücklich, Mister Marsch?

Ja, absolut. Unsere Jungs haben klasse gespielt und eine Top-Mentalität gezeigt. Es war klar, dass wir wegen unserer EM-Spieler und der unterschiedlichen Fitness unserer Spieler nicht bei 100 Prozent sein konnten, aber dafür war es top. Ich bin insgesamt sehr zufrieden mit den ersten Wochen. Alle – und damit meine ich nicht nur unsere Spieler – sind mit Spaß und Ehrgeiz dabei. Es ist traumhaft, mit diesen Menschen und für diese Fans zu arbeiten. Dass die Fans zumindest teilweise zurück im Stadion sind, ist überragend.

Sandhausen hatte rein gar nichts zu bestellen. Hat Sie das überrascht?

Wir sind ein Verein, der in der Champions League spielt. Diesen Unterschied sollte man schon sehen. Aber wie gesagt: Wir haben es sehr gut gemacht, hatten Kontrolle, Tiefgang und Chancen.

Die Standard-Situationen waren brandgefährlich. Werden die ruhenden Bälle der Herren Angelino und Christopher Nkunku zur neuen Stärke?

Wir arbeiten jedenfalls hart daran. Standards werden immer wichtiger, entscheiden enge Spiele.

Oder öffnen die Dose, siehe Willi Orbans 1:0-Kopfball in Sandhausen.

Sie sagen es.

Ständige Wiederholungen festigen Abläufe. Bei einem Freistoß, Eckball, Gegen-Pressing. Auch beim Einsammeln der gelben Leibchen nach dem Training?

Auch da. Wir müssen jeden Tag daran denken, was wichtig für die Gruppe, unsere Zusammenarbeit und Philosophie ist. Da zählen auch vermeintliche Kleinigkeiten.

Der Bundesliga-Auftakt steigt am Sonntag in Mainz am Rhein bei Ihrem Spezi Bo Svensson. Dem Mann, der mit Mainz 05 ein mittelschweres Fußball-Wunder namens Klassenerhalt vollbracht hat. Guter erster Spieltag?

Bo ist ein Freund, wir haben in Salzburg super miteinander gearbeitet (Svensson war Coach im Schwester-Club Liefering; Red.). Er hat Mainz mit seiner Mannschaft und einer fantastischen Rückrunde in der Bundesliga gehalten. Bo und Mainz passen perfekt zueinander. Ich freue mich, dass ich beim ersten Bundesligaspiel ein bekanntes Gesicht sehe. Aber eins ist auch klar: Wir wollen unser Bestes zeigen und drei Punkte holen.

Der Sportkamerad Brian Brobbey war höchst beeindruckt von Ihrer millionenfach geklickten „It´s not a fucking Freundschaftsspiel“-Andacht an der Anfield Road. Sie selbst hätten den Clip nicht viral gehen lassen.

Hätte ich nicht. Da ist zu oft das F-Wort gefallen. Und dann kam der Eindruck auf, als wenn der Trainer alles gemacht und das Spiel beinahe gedreht hätte. Nein, das war nicht ich, das waren die Jungs, die standen in Liverpool auf dem Platz. Ich habe das Video vorher nicht gesehen, es war trotzdem kurz nach dem Spiel im Netz. Sie haben es zwar wieder rausgenommen, aber es hatte sich schon verbreitet.

Wenn Sie abends mit Ihrer Frau in Ihrem Gohliser Wohnzimmer sitzen …

… oder in einem der tollen Leipziger Restaurants …

… kommt dann auch die Reise Los Angeles, New York, Salzburg, Leipzig zur Sprache?

Wir haben überall viel erlebt und uns wohlgefühlt. Der Fußball hat uns diese Türen geöffnet – Wahnsinn. Dafür sind wir dankbar. Wir haben unsere Entscheidung, nach Europa zu gehen, nie bereut, haben keine Zeit für Heimweh. Meine Familie fühlt sich wohl, alle haben ihre Herausforderungen und Spaß. Ohne Freude im Leben ist alles nichts wert. Guido Schäfer