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Stille Tage im November

Aufklärung statt Tabu

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Durch Videos über die Themen Tod, Trauer und Bestattung hat Luis Bauer (re.) gemeinsam mit seinem Vater Johannes mehr als eine halbe Million Follower bei TikTok. Foto: Nicolas Armer/dpa

Wünsche für Bestattung vorab festhalten

Über seinen eigenen Tod denkt keiner gerne nach. Trotzdem hat Luis Bauer genau mit dem Thema einen Hit im Internet gelandet. Auf TikTok schauen dem 16-Jährigen viele Tausend Menschen zu, seine Videos werden zum Teil um die eine Million Mal geklickt. „Wir haben selber nicht dran geglaubt, über Nacht ging es einfach hoch“, sagt sein Vater Johannes Bauer der Deutschen Presse-Agentur. Ihm gehört ein Bestattungsunternehmen in Fürth bei Nürnberg, in dem auch sein Sohn mitarbeitet. In seinen Clips spricht Luis Bauer über den Tod, Trauer, die Arbeit als Bestatter – und beantwortet alle möglichen Fragen wie zum Beispiel, ob es im Leichenwagen stinkt oder was sein bisher schlimmstes Erlebnis war.

Der Tod auf TikTok und Co.

Die Begeisterung für die sozialen Netzwerke teilen Vater und Sohn gleichermaßen. Seit 15 Jahren ist Johannes Bauer auf Facebook aktiv. Auf Youtube hat er selbst einen eigenen Videoblog. Auch Instagram füttert er regelmäßig mit neuen Bildern. „Wir zeigen uns bei der Arbeit, privat und dass wir Menschen sind, die auch mal lachen“, sagt der 43-Jährige. Das Ziel sei, den Leuten die Angst vor dem Thema Tod zu nehmen. „Und wir merken, dass diese nach Informationen lechzen.“

Die sozialen Medien gewinnen nach Angaben des Bundesverbands Deutscher Bestatter für die Branche zunehmend an Bedeutung. Das habe sich auch angesichts der Corona-Pandemie gezeigt, als Trauerfeiern wegen der Kontaktbeschränkungen als Livestream übertragen wurden, sagt Generalsekretär Stephan Neuser. „Wir finden es sehr wichtig, dass das Thema Tod und Trauer in den Fokus der Öffentlichkeit gerät und nicht mehr durchgehend tabuisiert wird.“

Seit Kurzem hat das Bestattungsunternehmen von Johannes Bauer auch einen Account auf Snapchat, über den es trauernden Jugendlichen einmal täglich aufmunternde Botschaften schickt. Diesen betreut seine 13-jährige Tochter. Die Präsenz auf den verschiedenen Kanälen koste viel Zeit, die er und sein Team sich aber gerne nehmen, sagt Bauer. „Das ist eine Herzensangelegenheit.“
 

Wünsche für Bestattung vorab festhalten

Die Beerdigung eines geliebten Menschen ist oft schmerzhaft. Daher sollte bei der Bestattung auch alles so laufen, wie man es sich wünscht. Deswegen ist es wichtig, die eigenen Vorstellungen dem Bestattungsunternehmen klar und deutlich mitzuteilen. Darauf weist die Verbraucherinitiative Bestattungskultur, Aeternitas, gegenüber der Deutschen Presse-Agentur hin. Alle Vereinbarungen sollten zudem möglichst schriftlich festgehalten werden. Hilfreich sind auch Zeugen beim Beratungsgespräch. So lassen sich Missverständnisse vermeiden und die geäußerten Wünsche notfalls beweisen. Wird eine Bestattung am Ende anders als vereinbart durchgeführt, kann das unter Umständen ein Schmerzensgeld rechtfertigen, erklärt Aeternitas mit Blick auf ein Urteil des Landgerichts Bielefeld (Az.: 5 O 170/17). In dem verhandelten Fall war die Asche eines Verstorbenen in der Ostsee statt wie gewünscht in der Nordsee verstreut worden. Als die Witwe davon erfuhr, litt sie in der Folge an Schlafstörungen und Depressionen. Ihr verstorbener Ehemann war Hochseesegler und hatte explizit eine Seebestattung in der Nordsee gewünscht. Vor Gericht konnte die Witwe nachweisen, dass dies auch die Absprache mit dem Bestatter gewesen war. Die Richter erkannten nach der Zeugenvernehmung die psychischen Beeinträchtigungen an. Sie billigten der Klägerin ein Schmerzensgeld von 2500 Euro zu.